28
gegen den Vogel und seine Jungen seyn willst. —
Wirst du wohl jetzt noch hingehen, und die jungen
Vögel holen, um sie in den Käfich einzusperren?
Peter: Nein, Mutter, das will ich nicht
thun. Vergebt mir, daß ich gegen die armen
Thiere so grausam seyn konnte. Ich dachte nur
nicht daran. Seht, da laß ich auch den alten
Vogel wieder zu seinen Jungen hinfliegen.
Mutter: So ist es brav von dir! Ver-
giß nun nicht wieder, daß auch die Thiere, so
wie die Menschen, von Gott geschaffen sind, um
sich ihres Lebens zu freuen; und daß es grausam
von uns ist, ihnen ihr kurzes Leben ohne Noth
verbittern zu wollen.
Quäle nie ein Thier zum Scherz,
Denn es fühlt, wie du, den Schmerz.
29. Mau darf nichts Kaltes trinken,
wenn man erhitzt ist.
Marie spielte mit andern Kindern allerlei
Spiele. Zuletzt tanzten sie zusammen, und wur-
den dadurch sehr erhitzt. Marie lief, ob sie gleich
von ihren Gespielen gewarnt wurde, zu dem
Brunnen hin, und trank nach Herzenslust.
Den andern Tag klagte sie über Kopfweh
und Schmerzen in der Brust. Sie hoffte, es
würde in einigen Tagen schon wieder vergehen;
aber statt dessen wurde es immer schlimmer
mit ihr.
Mariens Eltern schickten nun nach einem
Arzte, welcher auch sogleich kam, und ihr Arzneien
verschrieb. Allein er sagte sogleich, daß sie nicht
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50
Mhe Kiene und die Taube.
Ein Bienchen siel in einen Bach;
Dies« sah von oben eine Taube,
Und warf ein Blättchen von der Laube
Ihm zu. Das Bienchen schwamm darnach,
Und half sich glücklich aus dem Bach.
Nach kurzer Zeit safs unsre Taube
Banz sorglos wieder auf der Laube;
Lin Jäger hatte schon den Hahn auf sie
gespannt:
Das Bienchen kam — pik! stach’s ihn in
die Hand,
Puts! ging der ganze Schuss daneben;
Die Taube flog davon. — Wem dankte
sie ihr Leben?
Hilf jedem Armen in der Noth ;
Kr wird gewils auch dir zu helfen sich
bestreben,
Sobald ein Unfall dich bedroht.
24
24. Das hätte ich nicht gedacht.
Ein Knabe hatte sich angewöhnt, wo er einen
Hund sah, ihn mit Steinen zu verfolgen, oder
ihm wenigstens unversehens einen Schlag zu ver-
setzen. Das war böser Muthwille, der ihm ein-
mal schlimm vergolten wurde. Er warf auch einst
nach einem großen Hunde; der kehrte sich aber
um, riß den Knaben zu Boden, und biß ihm ein
Loch in das eine Bein. „Das hätte ich nicht ge-
dacht, daß der Hund so böse wäre," sagte er,
und ging hinkend nach Hause.
Bald darauf ging er bei einem Pferde vor-
bei, und schlug cs mit einer Ruthe. Das Pferd
schlug hinten aus, und traf ihn an den Kopf, so
daß er ohnmächtig zur Erde fiel. „Das hätte ich
nicht gedacht, daß ein Pferd so boshaft wäre,"
war seine Antwort, als ihm seine Eltern diese
Unbesonnenheit verwiesen.
Noch hundertmal zog er sich als Knabe der-
gleichen Unglück zu, rief jederzeit dabei: „Das
hätte ich nicht gedacht," und ward dennoch durch
keinen Schaden klug gemacht. Als er nun Jüng-
ling geworden war, überließ er sich mit gleicher
Unbedachtsamkeit böser Gesellschaft, der Trunkenheit
und andern Ausschweifungen. Er wurde kränklich
und elend, und starb in seinem ein und zwanzigsten
Jahre. „Das hätte ich nicht gedacht," sagte er
auch jetzt, da er sich dem Tode nahe fühlte, „daß
ich so jung sterben müßte."
Das haben wir wohl gedacht, sagten alle ver-
nünftigen Leute; es konnte nicht anders kommen.
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49
und eilte ihnen mit einem andern Kahne
zu Hülfe. Sie wurden gerettet, und Wil-
helm, welcher Todesangst dabei ausgestan-
den hatte, erhielt noch dazu von seinem
Vater eine verdiente Züchtigung, weil er
sich hatte verführen lassen.
Wenn dich die bösen buhen locken, so folge ihnen nicht.
b) Mit unbekannten Erzählungen.
Mas Sah mm und der Wals.
Ein Lamm trank tief im Thale aus
einem klaren Hache. Weit aufwärts an
demselben stand ein Wolf in gleicher Ab-
sicht. Kaum erblickte er aber dasselbe, so
sprang er herab, um es zu zerreifsen.
„Was that ich dir," sagte das erschrockene
Lamm, „dass du mich todten willst?" —
Du hast mir das Wasser im Bache trübe ge-
macht, dass ich nicht daraus trinken konnte,
sprach der Wolf. — „Aber es Hofs ja von
dir zu mir herab," erwiederte das Lamm. —
Du hast mich auch vor einem halben
Jahre einmal geschimpft, sagte darauf der
Wolf. — Das Lamm hingegen: „Da war
ich ja noch nicht geboren." — Gleichviel,
antwortete der Wolf, so that es dein Vater.
Worauf er auch wirklich das arme Lamm
zerriss.
Wer einmal den bösen Willen hat, andern Un-
recht /u thun, der weiss leicht eine Entschul-
digung dar.u &u finden.
D
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Peter: O die will ich auch gleich hohlen,
die soll er mir groß füttern.
Mutter: Wart Peter! Vorher laß dich
Noch etwas sehr ernsthaftes fragen. — Wenn
es nun dem Fürsten einsiele, deine Mutter nebst
dir und deiner kleinen Schwerter für beständig
in ein enges Loch einsperren zu lassen, wie würde
dir da zu Muthe seyn?
^ Peter: Ach liebe Mutter! sehr übel. Ich
rvürde klagen und weinen, und mich bald zu
Tode gramen Ach so etwas wird ja wohl der
Fürst nicht-thun?
Mutter: Ei ja! Cr wirb es thun, wenn
er eben so unbarmherzig und grausam ist, wie du
gegen den Vogel und seine Jungen seyn willst. —
Wirst du wohl jetzt noch hingehen, und die jungen
Vögel holen, um sie in den Ka sicht einzusperren ?
Peter: Nein, Mutter, das will ich nicht
thun. Vergebt mir, datz ich gegen die armen
Thiere so grausam seyn konnte Ich dachte nur
nicht daran. Seht, da laß ich auch den asten
Vogel wieder zu seinen Jungen hinfliegen.
Mutter: So ist es brav von dir! Ver-
giß nun nicht wieder, daß auch die Thiere, so
wie die Menschen, von Gott geschaffen sind, um
sich ihres Lebens zu freuen; und daß es grausam
von uns ist, ihnen ihr kurzes Leben ohne Noth
perbittern. zu wollen.
Quäle nie ein Thier jum Schert.
Denn es fühlt, wie du, den Schnürt.
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so trieb ihn das Wasser weit vom Ufer weg,
und die Knaben geriethen in Lebensgefahr.
Zum Glück sah ein Müller die Gefahr, und
eilte ihnen mit einem andern Kahne zu Hülfe.
Sie würden gerettet, und Wilhelm, welcher To-
desangst dabei ausgestanden hatte, erhielt noch
dazu von seinem Vater eine verdiente Züchtigung,
weil er sich hatte verführen lassen.
Wenn dich die bösen Buben locken, so solge ihnen nicht. ,
26.
Der kleine Vogelfänger.
Peter: (indem er ganz ausser Athem in die
Stube stürzt) Mutter! Mutter! seht einmal den
Vogel, den ich hier habe.
Mutter: Einen Vogel? Und wo hast du
denn diesen her?
Peter: Ich fand heute sein Nest in der
Gartenhecke, und da wartete ich, bis es Abend
wurde; dann schlich ich mich leise hin, und ehe
er es sich versah, husch! hatte ich ihn bei den
Flügeln.
Mutter: Was war denn in dem Neste?
Peter: Seine Jungen, liebe Mutter; ach
so kleine Vögelein, die noch gar keine Federn haben!
Mutter: Und was willst du denn mit dem
Vogel machen?
Peter: Ich will ihn in einen Bauer setzen,
und ihn dann vor das Fenster hängen.
Mutter: Und die' armen Jungm? was
sollen diese nun anfangen? wer wird diese füttern
und groß ziehen?
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Peter Peter Peter Peter
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tungszeichen , Mißwachs und theure Zeit sind zu
vermuthen.
Antw. 0 du Thor! in allen Eichäpfeln sind Würmer ;
sie fressen sich durch die Rinde durch, davon kommt
das Loch in den Galläpfeln her. Die kleine Hunds-
mücke oder die Gallwefpe legt ihre Eyer in die Eich-
blüthen; weil sie nun ein Loch hinein macht, so
fließt Saft heraus, aus dem der Gallapfel entsteht.
Wenn ihr im September oder October einen frischen
Gallapfel vom Baume nehmt, so findet ihr das le-
bendige Würmchen darinnen, das wird jm May zu
einer Fliege.
7) Das kranke und behexte Vieh muß man mit
sieben gewissen Krautern räuchern, damlt kann man denn
hie Zauberin recht peirngen, daß sie ablassen muß, das
Vieh zu quälen.
Antw. Thut die Zahl 7 dieß Wunder, oder wird
der Rauch, der im Stalle gegen die Kühe gemacht
wird, in einem entfernten Hause etwas wir-
ken, in dem Zauberinnen feyn sollen? Oder wollt
ihr mit dem Rauch dem Höfen Geist gleichsam opfern,
daß er die Zauberin quälen soll ? — Reiniget euer
Vieh; füttert es mrt gesundem Futter; gebt ihm
reines Wasser zu saufen; braucht Arzney; so wird
es gesund,
8) Lauft dir, bey dem Antritt deiner Reise, ein
Haafe oder eine Maus über den Weg, da wirst du
nicht glücklich fahren,
Antw. Wer hat dir denn die Mause und Haasen zu
Propheten gefetzt? Elender Zeichendeurer, hast du
F f 5 fi»
4) Von der Bildung der Thiere, von ihren Kün-
sten und Verrheidigungsarten.
Der Bau der Thiere ist so mannigfaltig, als
ihre Arten sind; und jedes derselben hat eine solche
Bildung, daß es zu den Geschäften, die es verrichten
soll, seine Werkzeuge bey sich führt. Raubvögel haben
starke Krallen, Schwimmvögel breite Füße mit Hauten
zum Rudern. Raubfische, als Hechte, haben scharfe
Zahne. Sumpfvögel, als Störche und Schnepfen, die
im Sumpfe ihre Nahrung finden, sehr hohe Füße und
lange Schnäbel. So hat Gott als ein liebreicher Vater
die Thiere mit allem dem, was sie bedürfen, versorgt.
Eben so haben auch die meisten Thiere eine ge-
wisse natürliche Geschicklichkeit, etwas zu verfertigen,
ohne daß sie es je gclernet haben. Die junge Ente
kann sogleich schwimmen; die junge Spinne versteht
vollkommen, wie ihr künstliches Gewebe angelegt wer-
den muß. Eine Schwalbe weiß genau, wie sie ihr
Nest in der Höhe zufammenkleben soll.
Gott hat auch den Thieren einen gewissen Trieb
eingepfianzt, sich wider Gefahr zu beschützen, und er
hat ihnen entweder die Vorsichtigkeit zu entfliehn, oder
Waffen sich zu vertheidigen gegeben. Der Habicht
ist der Feind und Verfolger der Hüner. Er schwebt
über dem Huhn so hoch in der Luft, daß ihn das Auge
des Menschen kaum entdecken kann. Das Auge des
Huhns aber ist von Gott so scharf eingerichtet, daß es
ihn gleich deutlich sicht und Mittel sucht zu entstiehen.
Junge Hünerchen kennen noch keine Gefahren, sie verste-
hen aber genau die ängstliche Warnung ihrer Mutter, und
sammlen sich sogleich unter ihre Flügel. Die Affen und an-
dere Thiere stellen, wie man sagt, zu chrer Sicherheit Wa-
chen Ws, welche durch Geschrey die Gefahr unkundi-
gen
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
gen. Der Dintenfifch hat einen schwarzen Saft bey
sich, der ihm den Nahmen gegeben hat; wenn er ver-
folgt wird, laßt er ihn von sich, macht dadurch das
Wasser trübe, und entflieht. Das Stinkthier in Ame-
rika, sprüzt, wenn ein Feind sich nähert, einen so
abscheulich riechenden Saft von sich, daß Menschen und
Vieh davor fliehen müssen. Das Pferd wehrt sich mit
seinen Hinterfüßen, der Ochse mit den Hörnern, das
Schwein mit Hauern, Hunde, Wölfe, Füchse durchs
Beißen. Wasservögel tauchen bey Gefahren schnell
unters Wasser, und kommen erst weit von da an einem
andern Orte wieder hervor. Schildkrödten, Schnecken
und Muscheln ziehen sich in ihre Hauser, Igel wickeln
sich in ihre Stacheln, Vögel picken und beißen, oder
entfliehen. Bienen und Wespen stechen. Viele In-
sekten, besonders Käfer, ziehen sich zusammen, fallen
herunter und stellen sich todt. Andere Thiere, die zur
Gegenwehr zu schwach sind, retten sich durch Geschwin-
! digkeit, wie die Haasen, Hirsche und Rehe.
5) Geselligkeit der Thiere.
Können die Thiere nicht füglich einzeln leben, so
k halten sie sich zusammen. Sie verstehen sich unter ein-
t ander durch eine Art von Sprache. Sie folgen einem
ü Könige und Heerführer bugvögel), oder einer Köni-
> gin (Bienen). Sie bauen und nisten gemeinschaftlich
t nach einerley Anlage. Sie sammlen zum allgemeinen
l Besten. Sie pflegen und füttern ihre Jungen unter
z einander. Sie wehren sich mit vereinigten Kräften.
- Sie reinigen ihr Nest, tragen ihre Tobten aus, und
\ jedes Mitglied einer solchen Gesellschaft richtet sich
* nach weisen unwandelbaren Gesetzen. Ist es nöthig,
a ein Nest für die zukünftigen Jungen zu bereiten, so
Q bauen
«Zñ
durch bloßes Berühren Geld, Karten, und sogar Farberi
unterscheiden. Wie gut ist es, daß wir ein Gefühl ha-
den , und daß dieser Sinn überall am ganzen Körper
angebracht ist! Dadurch hat Gott dafür gesorgt, daß kein
Glied des Leibes unbemerkt beschädigt würde. Auch der
Schmerz ist Wohlthat. Fühlte ihn das Kind nicht beym
Feuer, so würde es sich oft ganze Theile, ohne es zu
wissen, abbrennen.
Ii. Von den Thieren.
i) Menge der Tliiere.
Aus den Thieren erkennet man die Macht, Weis-
heit und Güte des Schöpfers auf eine vorzügliche Wei-
se; denn ihre Anzahl ist groß, der Bau ihres Körpers
ist kunstreich und bewunderswürdig, dle von Gott ih-
nen eingepflanzten Triebe und natürliche Geschicklichkei-
ten setzen alle Beobachtende in Erstaunen, und da sie
insgesamt uns Menschen zum Nutzen, zur Bequem-
lichkeit und zum Vergnügen geschaffen sind; so zeugen
sie von der liebreichen Fürsorge des Allgürigen, die wir
billig immerhin mit Dank und Gegenliebe erkennen sollen.
Die Menge der Thiere können die Menschen für jezt
noch nicht einmal ganz berechnen; denn sie sind uns
noch nicht alle hinlänglich bekannt. Indessen rechnet
man doch über 450 Arten Saugthiere, 2002
Vögel , zoo Amphibien , 500 Arten Fische,
5000 Insekten, und noch mehr Gewürme Dieß
find nämlich die sechs Classen der Thiere, die man zu
unterscheiden pflegt. Aber wie viele kleine lebendige
Geschöpfe sind uns noch verborgen? Im Essig, fau-
len Wasser, in altem Sauerteige sind kleine Thiere
vorhanden, die man mit blossen Augen nicht sehen kann.
Der
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]